Was bedeutet Kreislaufwirtschaft im Bauwesen?
Die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zielt darauf ab, Materialien möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten, um Abfall zu reduzieren. Somit können graue Emissionen, also die Emissionen, die bei der Herstellung und dem Transport von Rohstoffen entstehen, minimiert werden. Durch die Wiederverwendung von Bausubstanz kann der Verbrauch von Primärressourcen wie etwa Zement, Ziegel, Metalle und Holz gesenkt werden.
Viele Baumaterialien eignen sich für die Wiederverwendung oder das Recycling, zu den wichtigsten zählen:
Kann zu Recycling-Beton verarbeitet werden, indem er gebrochen und als Zuschlagsstoff für neuen Beton genutzt wird. Diese Methode reduziert die CO₂-Emissionen der Zementherstellung erheblich.
Holz kann als Sekundärmaterial für neue Bauprojekte wiederverwendet oder thermisch verwertet werden.
Stahl und Aluminium sind besonders gut recycelbar und verlieren kaum an Qualität. In der Stahlproduktion wird zunehmend Recycling-Stahl eingesetzt, der in Elektrolichtbogenöfen eingeschmolzen wird.
Kann für neue Fenster oder Dämmstoffe genutzt werden. Recyceltes Glas benötigt weniger Energie in der Produktion als Neuglas.
Können nach dem Abriss aufbereitet und erneut im Hochbau eingesetzt oder als Zuschlagstoff für Beton genutzt werden. In manchen Fällen werden alte Ziegel gesäubert und direkt wieder verbaut.
Wie kann man Kreislaufwirtschaft im Bauwesen etablieren?
So umfangreich die Möglichkeiten auch sein mögen, es bedarf eines strukturierten Ansatzes, um zirkuläres Bauen voranzutreiben. Dafür haben wir fünf Kernforderungen formuliert:
Nach dem „Dänischen Modell“ soll der Treibhausgasausstoß künftig über die Baugenehmigung entscheiden. Eine nationale Plattform sorgt für eine einheitliche Berechnung, basierend auf DGNB-Standards und ÖkoBauDat. Dabei werden Emissionen aus Herstellung, Bau und Betrieb berücksichtigt.
Bestandsgebäude bzw. erhaltene Gebäudeteile im Rahmen von Sanierungen sollen mit „Null“ in die Emissionsberechnung eingehen, um gebundene graue Energie nicht erneut freizusetzen. Dies fördert sowohl den Klimaschutz als auch eine Aufwertung bestehender Gebäude gegenüber Abriss und Neubau.
Wiederverwendete Materialien werden ebenfalls mit „Null“ bewertet, während Transportwege zur Vermeidung von „Materialtourismus“ berücksichtigt werden. Um diesen Markt zu stärken, sind neue technische Standards und Zulassungen notwendig, die mit einer stärkeren Nachfrage auf die Agenda kommen.
Das Beispiel Dänemark zeigt: Diese Neuausrichtung sorgt für mehr Bestandserhalt und den verstärkten Einsatz von Sekundärmaterialien. Noch nie wurde so viel Bestand erhalten, noch nie wurden so viele Sekundärmaterialien verbaut. Planende können flexibel entscheiden, wo Emissionen eingespart werden, während der Treibhausgas-Absenkungspfad eine stetige Optimierung verlangt.
Der bisherige Fokus auf Primärenergieeinsparung und Effizienzsteigerung hat zu einem Problem mit Sonderabfall durch untrennbare Dämmstoffe geführt. Stattdessen sollten rückbaufähige, sortenreine Materialien Vorrang haben, um Gebäude als Materiallager für die Zukunft zu erhalten.
Welche Beispiele gibt es für Kreislaufwirtschaft/zirkuläres Bauen?
„The Cradle“ in Düsseldorf: Ein Bürogebäude, bei dem die meisten genutzten Stoffe wiederverwendet werden können. Es entstehen beim Abriss kaum Abfallprodukte, da vieles recycelt und in anderer Form wieder nutzbar gemacht wird. Dabei ist auch die Energieversorgung nachhaltig und die Architekten haben auf eine umweltfreundliche Produktion der Baustoffe geachtet. Ein echtes Vorzeigeobjekt!
„Buitenplaats Brienenoord“ in Rotterdam: Zwei Drittel der Bauteile des Kulturgebäudes stammen vom Vorgängerbau, dazu zählen Träger, Backsteine, Fensterrahmen, Bretter und Türen. Nur rund fünf Prozent sind neue Materialien. Das übrige Drittel kommt von nahegelegenen Abriss- oder Umbauprojekten. Ein flexibles Vorgehen, der Fokus auf minimale Bauvorschriften und ein sozialer Bauprozess machen den Buitenplaats Brienenoord zu einem Vorreiter in Sache Kreislaufwirtschaft!