Fragen über die Initiative?

Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen über die Initiative und den Praxispfad CO₂-Reduktion im Gebäudesektor. Falls Sie nicht die passenden Antworten finden, kontaktieren Sie uns!

Über die Initiative

Die „Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor“ wurde von fünf Wissenschaftlern im November 2024 gegründet. Die Wissenschaftler:innen sind:

Prof. Elisabeth Endres, Professorin an der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften der TU Braunschweig; Leiterin des Instituts für Bauklimatik und Energie der Architektur, TU Braunschweig, Mitglied der Geschäftsführung des Ingenieurbüros Hausladen.

Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch, em. Professor der Fakultät Architektur der TU Braunschweig und ehem. Leiter des Instituts für Gebäude- und Solartechnik (IGS) der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umwelttechnik; Leiter des Forschungsinstituts SIZ-energieplus, Braunschweig / Stuttgart; Gründer und Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft EGS-plan, Stuttgart.

Prof. Dirk Hebel, Professor für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Karlsruhe; Vize-Dekan für strategische Weiterentwicklung der Fakultät für Architektur, KIT Karlsruhe; Zuvor lehrte und forschte er in Äthiopien, Singapur, den USA und der Schweiz. Er ist Mitbegründer und Partner von 2hs Architekten.

Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek, em. Professor an der Universität Stuttgart, Gründer des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK), Stuttgart; Ehem. Mies van der Rohe Professor am Illinois Institute of Technology, Chicago. Er ist Gründer eines global tätigen Planungsbüros und ist Mitbegründer und ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

Prof. Dipl.-Ing. Dietmar Walberg, Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Lübeck, Leiter des Fachgebiets Nachhaltiger Wohnungsbau am dortigen Fachbereich Bauwesen. Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE//eV). Er ist Experte für Baukostensenkung und Klimaneutralität im Wohnbau​.

Ziel der Initiative ist es, ein Umdenken und politisches Umsteuern in der Klimapolitik für den Gebäudesektor zu erreichen – weg vom Fokus auf Energieeffizienzmaßnahmen und hin zur Reduktion von Treibhausgasen. Nur ein solcher Paradigmenwechsel, der die Reduzierung von Treibhausgasemissionen ins Zentrum unseres Handelns rückt, ist finanzierbar, stellt die Erreichung der Klimaschutzziele sicher und gewährleistet bezahlbares Wohnen. Wir wollen mehr Offenheit in den Maßnahmen. So stellen wir alle gemeinsam sicher, dass wir die knappen finanziellen Mittel kosteneffizient einsetzen.

Der GdW – Bundesverband deutscher Wohn- und Immobilienunternehmen – ist der Initiative beigetreten und unterstützt ihr Vorhaben.

Seit Jahren zeigen Studien der Gründungswissenschaftler und Praxisergebnisse der Wohnungsunternehmen, dass wir mit unseren derzeitigen Maßnahmen zur Klimapolitik im Gebäudesektor nicht mehr das Null-Emissionsziel im Jahr 2045 erreichen werden. So wurden zwischen 2010 und 2022 für alle Wohnungen in Deutschland rund 545 Milliarden Euro in die Sanierung von Wohngebäuden investiert. Im gleichen Zeitraum konnten wir aber den durchschnittlichen Endenergieverbrauch in Deutschland (pro Quadratmeter und temperaturbereinigt) nicht mehr senken. Da müssen wir uns in Deutschland ernsthaft fragen, ob wir auf diesem Weg weitermachen sollten. Die Initiative und das Manifest zeigen eine Alternative auf. In unserem Praxisszenario haben wir errechnet, dass wir für alle Wohnungen in Deutschland anstelle von 50 Milliarden Euro Fördermitteln im derzeitigen Effizienzpfadszenario nur 18 Milliarden Euro benötigen würden, um unsere Ziele zu erreichen. Wir kommen mit etwa einem Drittel der Fördermittel zum gewünschten Ziel. Die zu hohen Sanierungskosten infolge hoher Effizienzerwartungen führen dazu, dass zu wenig saniert wird. Wir haben derzeit eine Sanierungsquote von ca. 0,7 Prozent. Nötig wären allerdings 2 Prozent, um das Klimaziel auf dem Energieeffizienzpfad zu erreichen.

Über unseren Ansatz

Nein, Energieeffizienzmaßnahmen können und sollten ein Baustein sein, um Häuser optimal auf den Klimaschutzpfad zu bringen. Jedoch müssen Energieeffizienzmaßnahmen zusammen mit anderen Optionen zunächst geprüft und ggf. kombiniert werden, um so optimale Ergebnisse bei geringem Kostenaufwand zu erzielen. So bieten etwa Wärmepumpen neuester Bauart die Möglichkeit, auch in schlecht gedämmten Häusern schon ihre volle Wirkung zu entfalten. Darüber wollen die Wissenschaftler und die Initiative aufklären. Eigentümer, Firmen und Berater vor Ort sollten nicht weiterhin empfehlen, erst aufwändige Sanierungsmaßnahmen auszuführen, bevor Wärmepumpen verbaut werden. Ebenso setzt sich die Initiative dafür ein, die Wärmeversorgung schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umzustellen und bei Umbau im Bestand wie Neubau die Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus zu berücksichtigen.

Das lässt sich nicht genau beziffern, weil der errechnete Bedarf unter anderem von Annahmen ausgeht, die sich durch Technologieentwicklungen mit Sicherheit stark verändern werden. Der Praxispfad berücksichtigt verschiedene Maßnahmen bei optimalem Kosten-Nutzen-Einsatz.

Wir stellen fest, dass 5 Billionen Euro kumulierte Investitionen allein für den Effizienzpfad im Gebäudesektor bis 2045 keine Option darstellen. Wir plädieren für einen Grenzkosten-optimierten Mitteleinsatz. So können etwa durch Anlagenoptimierung oder Gebäudeautomation die Energieverbräuche in den Wohnungen zwischen zehn und 30 Prozent je nach Gebäudetyp abgesenkt werden. Auch moderate Wärmedämmung – wo nötig – und die Absenkung der Vorlauftemperaturen sparen weitere Energie. Wir gehen davon aus, dass die Herausforderung weniger bei der Energiemenge, als bei den Leistungsspitzen im Winter liegen wird.

Treiber der CO2-Minderung sind das GEG mit seinen Anforderungen an den Einsatz erneuerbarer Energie bei neuen Heizungsanlagen, der CO2-Preis (heute national, künftig europaweit im ETS 2) und die Aufteilung dieser CO2-Kosten auf Mieter und Vermieter sowie die EU-Taxonomie und die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Wir wollen darüber hinaus, dass die Wohnungsunternehmen am mittleren CO2-Ausstoß ihres gesamten Portfolios gemessen werden. Der CO2-Ausstoß lässt sich anhand der Energieabrechnungen der Mieter bzw. Eigentümer leicht ermitteln.

Grundsätzlich ja, auch wenn wir erst am Anfang der Umstellung der Volkswirtschaft auf erneuerbare Energien stehen. Neueste Technologien auch im Speichersegment zeigen die Potenziale auf, Energie in großem Umfang speichern zu können, um so beispielsweise auch längere Dunkelflauten überbrücken zu können. Deshalb kann die Frage aus heutiger Sicht nicht abschließend beantwortet werden. Die Treibhausgasminderung auf dem Praxispfad halten wir für deutlich erfolgsversprechender als den bisher eingeschlagenen Effizienzpfad. Denn der Effizienzpfad ist für uns als Gesellschaft nicht leistbar. Der Aufbau erneuerbarer Energie hat hingegen den Vorteil, dass es sich um dauerhafte Wertschöpfung handelt – es wird ein Produkt hergestellt, dass laufend verkauft werden kann.

Für Windkraft wird davon ausgegangen, dass bei heutiger Herstellung pro kWh erzeugte Energie 6 bis 11 g CO2 graue Energie entstehen. Windräder produzieren 35- bis 50-mal so viel Energie, wie sie für ihre Herstellung benötigen, PV-Anlagen etwa 20-mal so viel.

Was bedeutet der Praxispfad für Mieter und Vermieter

Das Paradigma der Energieeffizienz hat lange angenommen, dass die Energieeinsparmaßnahmen zu geringeren Warmmieten führen würden. Dies ist de facto mit Blick auf die jüngere Vergangenheit und die immens hohen Sanierungsinvestitionen aber nicht der Fall. Wir zeigen auf, dass die Sanierungskosten in unserem Szenario abgesenkt werden können (s. auch Antwort auf die Frage „Warum wurde gerade jetzt die Initiative gegründet?“) und in Summe die Warmmieten mit moderaten Effizienzstandards geringer ausfallen. Wir haben das für eine Beispielwohnung im GdW-Bestand ausgerechnet. Wenn wir den Energieeffizienzpfad in einer Beispielwohnung (62m2) eines unsanierten Mehrfamilienhauses verfolgen, steigt die Warmmiete auf 626,60 Euro pro Monat. Im Praxispfad würden sich demgegenüber nur 545,60 Euro Warmmiete pro Monat ergeben. Hier müssen wir uns fragen, ob der Energieeffizienzpfad sozial verantwortbar ist bzw. inwieweit es uns gelingt, die Menschen auf dem Weg zur Klimaneutralität mitzunehmen und unsere öffentlichen Steuermittel damit nicht zu überfordern. In unserem Praxispfad-Szenario setzen wir sehr viel schneller auf den Einsatz regenerativer Energie bei moderater Sanierungstiefe. Das ist von den Mieterinnen und Mietern in der Regel tragbar. Im Falle niedriger Einkommensgruppen kann der Staat Kosten übernehmen und wird wesentlich geringer belastet als im Fall der maximalen Energieeinsparung des Energieeffizienzpfades.

Nach unseren Berechnungen müsste die sozial orientierte Wohnungswirtschaft Deutschland im Effizienzszenario für ihre vermieteten Wohnungen 13,7 Milliarden Euro pro Jahr im Falle des Energieeffizienzpfades aufbringen. Unser Alternativszenario beansprucht 5,7 Milliarden Euro jährliche Investitionskosten. Auch diese 5,7 Milliarden Euro wären eine Erhöhung der derzeitigen Investitionen der sozial orientierten Wohnungswirtschaft, die für Klimaschutz -Maßnahmen geschätzt bei 4,2 Mrd. EUR p.a. liegen.

Der Gesamtbedarf der jährlichen Investitionen für die energetische Sanierung in der Wohnungswirtschaft beläuft sich im Energieeffizienzpfad auf 263 Milliarden Euro und im Praxispfad auf lediglich 96 Milliarden Euro. Darin sind jeweils die öffentlichen Fördermittel von 50 Milliarden Euro im Energieeffizienzpfad versus 18 Milliarden Euro im Praxispfad berücksichtigt. Kumuliert bis zum Jahr 2045 schlagen die Gesamtinvestitionen im Energieeffizienzpfad mit 5,26 Billionen Euro zu Buche. Im Praxispfad fallen mit 1,92 Billionen Euro weniger als die Hälfte der Investitionsmittel an.