Der Übergang zu einer emissionsfreien und damit klimaneutralen Wärmeversorgung muss beschleunigt werden, denn er bietet viele Vorteile für das Klima, die Wirtschaft und Verbraucherinnen und Verbraucher:
- Klimaschutz: Eine emissionsfreie Wärmeversorgung ist essenziell, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen.
- Bezahlbarkeit: Der bisherige Fokus auf hohe Energieeffizienzstandards hat zu enormen Kosten geführt. Eine strategische Umstellung auf emissionsarme Technologien, wie beispielsweise Wärmepumpen, könnte die finanziellen Belastungen für Wohnungsunternehmen und Verbraucher sowie öffentliche Haushalte erheblich senken.
- Geringere Abhängigkeit von fossilen Energien: Durch den Umstieg auf erneuerbare Energien und emissionsfreie Technologien kann die Importabhängigkeit von Erdgas und Öl reduziert werden.
Wie kann eine defossilisierte Wärmeversorgung ohne Emissionen erreicht werden?
Für die Wärmeversorgung von Gebäuden sollten weder fossile Energieträger (Kohle, Heizöl, Erdgas) noch Holz verbrannt werden. Das Zeitalter fossil betriebener Wärmeerzeuger ist vorbei. Das kann vor allem durch zwei zentrale Anlagenkonzepte erreicht werden: den Einsatz strombasierter Wärmeerzeuger wie elektrische Wärmepumpen und den Ausbau der Wärmenetze.
Welche Technologien und Ansätze für den Paradigmenwechsel in der Wärmeversorgung wichtig sind:
Elektrische Wärmepumpen sind ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll
Elektrische Wärmepumpen sind bereits heute eine effiziente Technologie für eine emissionsfreie Wärmeversorgung. Sie ermöglichen eine stärkere Nutzung dezentraler Photovoltaik, steigern den solaren Deckungsanteil und fördern erneuerbare Energien auf Gebäudeebene. Studien wie die future Studie (2015) zeigen, dass diese Lösungen sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich vorteilhaft sind, insbesondere für Mehrfamilienhäuser im Sanierungsfall. In Verbindung mit Niedertemperaturheizungen sind sie besonders effizient. Die weit verbreitete Annahme, dass vor der Installation einer Wärmepumpe zwingend Heizkörper ausgetauscht oder eine Fußbodenheizung eingebaut werden muss, ist ein Mythos.
Ein modernes Wärmenetz und Abwärmenutzung
Der Ausbau von Wärmenetzen muss konsequent vorangetrieben werden. Ebenso ist der Aufbau der nötigen Infrastruktur für Verteilung und Speicherung von erneuerbarem Strom essenziell. Zudem sollten lokale Quartierslösungen und Abwärmepotenziale aus Industrie und Elektrolyseprozessen stärker genutzt werden, um eine stabile Wärmeversorgung sicherzustellen.
Dabei sollte auch die Abwärme, die bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff entsteht, zur Effizienzsteigerung genutzt werden. Die folgende Abbildung zeigt, dass Abwärme aus H2-Produktion bis 2045 etwa 20 % des Wärmebedarfs im Gebäudesektor decken könnte. Für die Wärmewende ist es entscheidend, Abwärme zur Defossilisierung der Wärmenetze zu erschließen – auch indirekt über Wärmepumpen bei niedrigerem Temperaturniveau. Ein Praxisbeispiel ist das Stadtquartier „Neue Weststadt Esslingen“, bei dem Elektrolyse-Abwärme die Effizienz auf 85 % steigert und den Wärmebedarf des Quartiers zu 50 % deckt.
Photovoltaik und Solarthermie zur Eigenversorgung
Photovoltaik und Solarthermie machen Gebäude unabhängiger von fossilen Energien und senken die CO₂-Emissionen spürbar. Während Photovoltaikanlagen Strom direkt aus Sonnenlicht erzeugen, sorgt Solarthermie für warmes Wasser und Heizungsunterstützung. Besonders effizient wird der Einsatz, wenn die Systeme mit Wärmepumpen oder Wärmenetzen kombiniert werden. Die Technik ist ausgereift, langlebig und wirtschaftlich attraktiv – ein wichtiger Baustein für klimafreundliche Gebäude.
Gebäudeflotten- und Quartiersansatz
Bilanzielle Ansätze auf der Eben von Gebäudeflotten und Quartieren im Allgemeinen und hier insbesondere die gebäudeübergreifende bilanzierbare Nutzung von Solarenergie sind notwendig. Einzelne Gebäude zu sanieren ist teuer und oft ineffizient. Die Initiative setzt daher auf den Gebäudeflotten- und Quartiersansatz. Statt isolierter Maßnahmen werden ganze Gebäudebestände oder Quartiere strategisch optimiert. So lassen sich Sanierungskosten senken, erneuerbare Energien gezielt nutzen und Emissionen schneller reduzieren.
Gemeinsam genutzte Wärmepumpensysteme, industrielle Abwärme oder eine gebäudeübergreifende Bilanzierung von Solarstrom machen die Wärmeversorgung effizienter. Sie sollten daher priorisiert werden. Zudem können intelligente Steuerungssysteme den Energieverbrauch weiter optimieren. Dieser Ansatz ermöglicht eine nachhaltige Transformation des Gebäudesektors, spart Ressourcen und sorgt für bezahlbaren Wohnraum – ohne die Klimaziele aus den Augen zu verlieren.
Wie läuft der Umstieg ab?
Angesichts der notwendigen Beheizung durch Wärmepumpen oder Wärmenetze sollte ein leistbares Umstiegsszenario für Öl- und Gasgeräte erarbeitet werden.
- Schrittweise Elektrifizierung: Austausch fossiler Heizsysteme durch Wärmepumpen.
- Netzumbau für erneuerbare Wärme: Integration von grüner Fernwärme und Abwärme sowie Netzausbau für den Einsatz von Wärmepumpen.
- Quartierslösungen: Kombination verschiedener Technologien für eine optimierte CO₂-Bilanz.
Unsere Forderungen
Um diese Umstellung zu erreichen und hohe Kosten zu vermeiden, fordern wir daher konkret:
Statt auf maximale Dämmung sollte der Fokus auf einer moderaten Sanierung in Kombination mit erneuerbarer Wärme liegen.
Statt einer unübersichtlichen Zahl einzelner Vorschriften wird ein verbindliches CO₂-Reduktionsziel bis 2045 gefordert und der Weg dorthin technologisch nicht vorgegeben.
Bestehende Förderstrukturen sollten entsprechend der o.g. Punkte reformiert und stärker an CO₂-Reduktion als an Effizienzstandards ausgerichtet werden. Diese Neuausrichtung auf einen Emissionsminderungspfad könnte die Kosten um fast zwei Drittel reduzieren.
Was bedeuten die Vorschläge der Initiative für Verbraucherinnen und Verbraucher, Unternehmen und Kommunen?
Die Etablierung einer emissionsfreien Wärmeversorgung bei moderaten Sanierungsmaßnahmen bietet zahlreiche Vorteile für Haushalte, Unternehmen und Kommunen. Auf Privathaushalte wird der Druck steigender Mietkosten infolge hoher energetischer Sanierungskosten gemindert. Die Reduktion fossiler Brennstoffe führt zudem zu einer geringeren Abhängigkeit von globalen Energiekrisen und damit verbundenen hohen Preisschwankungen.
Für Wohnungsunternehmen bedeutet der Umstieg auf klimaneutrale Wärme einen effizienteren Investitionsmitteleinsatz im Vergleich zur Erfüllung immer höherer Energieeffizienzstandards. Durch Investitionen in nachhaltige Heiztechnologien, die Nutzung von Abwärme aus Produktionsprozessen sowie bilanzielle Ansätze auf der Ebene von Gebäudeflotten und Quartieren können Unternehmen langfristig ihre Energiekosten senken und ihre CO₂-Bilanz verbessern. Damit erfüllen sie zukünftige gesetzliche Klimavorgaben.
Kommunen wiederum haben die Möglichkeit, durch gezielte Infrastrukturprojekte eine nachhaltige Wärmeversorgung zu etablieren und so die lokalen CO₂-Emissionen signifikant zu senken. Der Ausbau von Fernwärmenetzen, die Nutzung industrieller Abwärme oder die Implementierung von Quartierslösungen tragen dazu bei, den Gebäudebestand effizient und klimafreundlich zu modernisieren. Dadurch wird nicht nur der Klimaschutz vorangetrieben, sondern auch die regionale Wertschöpfung gestärkt und die Akzeptanz für eine nachhaltige Energiewende in der Bevölkerung erhöht.